Katholisches Leben in Essenheim im 19. Jahrhundert
Vortrag am 13. Mai 2015 im Rathaus
Nicht immer war das Zusammenleben der Konfessionen in Essenheim so reibungslos wie heute. Das wurde deutlich in dem Vortrag von Privatdozent Dr. Christoph Nebgen, den er beim Essenheimer Dorf- und Geschichtsverein hielt.
Vereinsvorsitzender Stefan Mossel ließ in seiner Einleitung kurz die Entwicklung der Konfessionen im Ort Revue passieren, beginnend 1533, als von einem auf den anderen Tag, nach dem Willen der Herrscher, die Einwohner, einschließlich des damaligen Pfarrers, den lutherischen Glauben annehmen mussten.
Die Verhältnisse im 19. Jahrhundert standen im Mittelpunkt des Vortrags von Dr. Nebgen. Katholisches Leben entfaltete sich damals in Essenheim nur im Kleinen, oft auch im Verborgenen. Im Mainzer Dom- und Diözesanarchiv fand der Referent interessante Akten, in denen es vor allem um die Möglichkeiten – oder vielmehr Schwierigkeiten – des Religionsunterrichts für die wenigen katholischen Kinder in Essenheim ging. Sollten sie in dreiviertelstündigem Fußmarsch ins katholische Ober-Olm gehen oder besser durch einen katholischen Geistlichen in Essenheim unterrichtet werden? Zeitweise wurde der Streit darüber bis in höchste Ebenen ausgetragen. Und nicht immer wollten die katholischen Eltern in Essenheim dasselbe wie ihre kirchlichen Oberen und die katholische Kirche nicht das, was die Herrschenden im Großherzogtum Hessen wollen.
Der mit vielen interessanten und heute oft auch amüsanten Details gespickte Vortrag, der zuweilen auch mit einem Schmunzeln vorgetragen wurde, fand großen Beifall beim zahlreich erschienenen Publikum, das anschließend noch lange mit dem Referenten diskutierte und eigene Erfahrungen und Anekdoten aus dem nicht immer reibungslosen Zusammenleben der verschiedenen Konfessionen in einem kleinen Dorf besteuerte.